Eine Rezension
Im alt aussehenden Theatersaal im Heimathafen Neukölln ist einiges los. Auf der Bühne ist eine Band aufgebaut und anschließend an die Bühne, in der Mitte des Saales steht statt reihen von Stühlen ein Podium, dass mit Rollrasen, Schaumstoff-Ananas Bäumen, Liegen und einem großen, mit Blumen geschmückten Bogen überzogen ist. Auf den gegenüberliegenden Seiten des Raumes steht Links Rossitz und Rechts Warwand in geschwungenen Neon gelben Buchstaben. Das alles gehört zum Stück Schroffenstein: in Grund und Boden.
Das Theaterkollektiv Glanz&Krawall (Dramaturg Dennis Depta und Regisseurin Marielle Sterra) hat sich Kleists „Die Familie Schroffenstein” vorgenommen und es gemeinsam mit der Komponistin Sarah Ellis Taylor in ein lautes, etwas Chaotisches, mit Punk-Musik, Opern Arien und Gebrüll gefülltes Stück umgewandelt, dass sich kritisch mit dem Grundthema des Stücks, dem Erben, im aktuellen, politischen und gesellschaftlichen Kontext auseinandersetzt.
Handlung
In der Glanz&Krawall Fassung ist die Familie Schroffenstein, eine Milliardärsfamilie, die das seit Generationen weiter vererbte riesige Unternehmen gemeinsam führt. Die Familie besteht aus den Brüdern Rupert und Silvester, und deren jeweiligen Familienzweigen. Rupert führt den Familienzweig Rossitz an. Zudem gehören seine Söhne Peter und Ottokar und seine Frau Eustache. Ruperts Bruder Silvester führt den Familienzweig Warwand an. Zu ihm gehören seine Frau Gertrude, die Tochter Agnes (das Mauerblümchen) und der Hund und der Haupterbe Heinrich. Letztendlich ist da noch Jeronimus, der „Onkel“ und Steuerberater der Familie. Als Peter, der Haupterbe der Familie Rossitz, das Erbe ablehnt und kurz darauf der Haupterbe der Familie Warwand der Hund Heinrich stirbt, bricht Chaos und Misstrauen zwischen den Familien aus. All das passiert im geteilten Garten der Familie, der von der sehr meinungsstarken Gartenbaufirma Modder umgebaut werden soll.
Das Stück zeigt anhand der Familie Schroffenstein, auf sehr lustige und pointierte Art die Probleme auf, die das Erben 2025 in unserer Gesellschaft mit sich bringt. Besonders deutlich wird die Kritik an der (zu geringen) Erbschafts- und Vermögenssteuer, von der die Familie Schroffenstein und ihr Steuerberater Jeronimus stark profitieren.
Das Stück läuft noch am 24.05.2025 und 25.05.2025 im Heimathafen Neukölln.
(Foto: Peter van Heesen)
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