Gothic Musik der 80er Jahre

Der Beginn eines Genres: vom Post-Punk 1979 bis Gothic 1989

Schwarze, extravagante Outfits und ein Hang zum Melancholischen: das sind die Schlagworte, an die man denkt, wenn man das Wort „Gothic“ hört. Und genauso extravagant ist auch die Musik, die Goths hören. Geprägt durch die Post-Punk Szene entstand Ende der 70er in Großbritannien ein neuer Sound mit düsteren Texten, der die sozialen Umstände der Unter- und Mittelschicht verarbeitete.


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Im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Punks, verarbeiteten Gothic Artists ihre persönlichen und sozialen Probleme in ruhiger Musik: melancholische Texte gesungen von einer Baritonstimme, schwebende Klänge durch mehrheitliche Benutzung von Moll-Tonarten, der spärliche Gebrauch der elektronischen Gitarre unterlegt mit den typischen Synthi-Klängen der 80er.

Großbritannien erfuhr während den 80ern verschiedene politische Veränderungen, die nicht alle positive Auswirkungen auf die Gesellschaft hatten. Thatcherism, der Falklandkrieg, Inflation und eine hohe Arbeitslosigkeit brachten vielen Menschen Unmut. In diesen aufwühlenden Zeiten entstand die Gothic Szene, die mit ihrer schwarzen, viktorianisch inspirierten Kleidung einen Gegenpol zu der konservativen britischen Gesellschaft darstellten und gegen das heteronormative Männerbild der Massenmedien der Zeit rebellierten (typische Vorbilder der Zeit waren u.a. James Bond).

Inspiriert wurden die frühen Goths von Gothic Schriftstellenden des 19. Jahrhunderts und ihren düsteren Texten, unter anderem Mary Shelley und E.A. Poe. Diese Melancholie, die Poe und Shelley in ihren Texten verarbeiten, wurden zum Lebensmotto der Goths, die sich mit Themen wie Tod, Verderben, Zerstörung und dem Ende einer Liebe auseinandersetzen. Ihre Aesthetic, die düsteren Outfits, sind inspiriert von viktorianischer Trauerkleidung und den Kostümen der Horrorfilme der 20er.

Gothic als Musikgenre

Gothic als Genrebegriff wurde erst Ende der 80er Jahre eingeführt. Davor beschrieb die britischen Rock-Presse mit diesem Begriff Musik, die von atmosphärischer Musik des 19. Jahrhunderts inspiriert wurde. Der erste Song, der im Nachhinein als der erste Gothic Song gilt, stammt von der Band Bauhaus. „Bela Lugosi’s Dead“ ist eine Hommage an den Schauspieler Bela Lugosi, der in den 30ern Dracula spielte. Den Song beschrieb Peter Murphy, der Sänger von Bauhaus, als „tongue-in-cheek“, da er mit der Textzeile „Bela Lugosi’s dead, undead“ auf der einen Seite auf die Unsterblichkeit der Filmfigur Draculas anspielt, auf der anderen Seite aber auch auf die Legende, die Bela Lugosi mit der Rolle hinterließ.

Der Song war damals was ganz Neues. Er enthält experimentelle Sounds und eine Nosferatu ähnliche Gesangsstimme, die eine unheimliche Atmosphäre verbreiten, hat Reggae und Ska Einflüsse in den Drum Rhythmen, Dub Einflüsse aufgrund der verwendeten loops und ist in einer Molltonart eingespielt, die sich nicht sehr befriedigend auflöst. Diese Charakteristika wurden später auch von anderen Bands verwendet. Hinzu kommt, dass Bands wie The Cure keinen Hehl aus ihrer Herkunft machten und in ihrem Arbeiterklasse-Dialekt sangen.

Viele Bands zu Beginn der 80er, die man heute als Gothic bezeichnet, wollten mit dem Begriff nie in Verbindung gebracht werden, genauso Joy Division und Siouxsie and the Banshees. Stattdessen haben sie immer viel Wert darauf gelegt als Post-Punk Bands bezeichnet zu werden. Der Grund hierfür ist, dass während den 80ern das Genre „Goth“ kommerzialisiert wurde. Viele Gothic-Bands der Zeit waren plötzlich in den Charts oder Musiksendungen wie „Top Of The Pops“ zu finden. Die Bands, die das Genre Gothic „gegründet“ haben, wollten aber gerade nicht Musik für die Masse machen und lehnten deswegen eine Zugehörigkeit zu der Szene ab. Nichtsdestotrotz gelten sie heute aber als einflussreichste Gothic Bands und erscheinen auf verschiedensten „best-of-goth“-Fanlisten.

 


Weiterführende Links und Quellen

Hier findest du einen Überblick über die Gothic Szene der 80er und 90er in Kombination mit musikwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Theorien von Charles Allen Mueller

Hier gibt es eine Erklärung über die Anfänge des Gothic und warum Bauhaus als Anfang betrachtet wird; zusammen mit Musikanalyse und Charakteristika des Genres von Alexander Carpenter

Eine Auflistung der Top 40 Alben der letzten Jahre der Szene findest du hier.


Autorin:

Mitglied Pia Pabst

Pia