Magersucht: Mehr als nur dünn sein wollen.

* TRIGGERWARNUNG: Dieser Artikel und Beitrag behandelt das Thema Essstörungen. Wenn dich dieses Thema triggert, lese bitte nicht weiter, sondern schau’ einfach, was wir noch für andere coole Beiträge haben! *


Ein Fünftel aller 11 bis 17-jährigen in Deutschland leidet unter Symptomen einer Essstörung. Über diese zu sprechen erfordert viel Mut. Christina Lopinski hat über ihre Magersucht ein Buch geschrieben Durchsichtig: Autobiografie einer Magersucht.

couchFM Reporterin Marie hat mit ihr über das Buch und ihre Krankheit gesprochen.


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GESPRÄCHSTOFF
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Christina Lopinski ist 12 Jahre alt, als sie magersüchtig wird. Sie hat das Gefühl im Gegensatz zu ihren Klassenkamerad:innen zu dick zu sein und fasst den Entschluss abzunehmen. Sie macht viel Sport und isst immer weniger, bis sie ein niedriges Gewicht erreicht. Aber dann hört sie nicht auf, Gewicht verlieren zu wollen, auch als ihre Mutter sie zu einer Ernährungsberaterin und später zu einer Therapeutin bringt. Sie weigert sich das Essen, was ihre Mutter zubereitetet hat, zu essen. Sie entsorgt heimlich Lebensmittel, sucht nach Tricks, um ihr Gewicht auf der Waage zu minimieren. Ihr Leben dreht sich nur noch ums Essen. Sie zählt jede Kalorie, obwohl sie sich durch den Hunger kaum mehr konzentrieren kann. Sie verliert sämtliche soziale Kontakte und kann sich kaum mehr körperlich betätigen. Sie beschreibt die Krankheit als eine Schlange, die Besitz über sie ergriffen hat.

Ihr letzter Ausweg ist die Klinik. Hier wird sie wieder gesund.

Der Weg aus der Krankheit

Christina Lopinsk auf einer Treppe
Christina heute (c) Christina Lopinski

In dieser Zeit schreibt sie ihre Geschichte auf. Im September letzten Jahres erschien das Ganze als Buch. Es heißt ,,Durchsichtig: Autobiografie einer Magersucht“. Christina will damit Aufmerksamkeit für die Krankheit schaffen. Betroffenen rät sie auf jeden Fall ehrlich zu sich selbst zu sein und über die Krankheit mit Vertrauten zu sprechen. Man müsse sich nicht dafür schämen, denn es ist eine weitverbreitete Krankheit, man ist nicht alleine.

Außerdem stehe jedem Menschen in Deutschland eine Therapie zu, die schon viel bewirken würde. Für die Eltern von Betroffenen hat Christina auch ein paar Tipps. Sie glaubt zwar, dass ihr Mutter es zwar richtig gemacht habe, sie ständig zum Essen zu drängen und ihr Gewicht permanent zu kontrollieren. Dennoch glaubt sie, dass ihre Mutter sie früher in die Klinik schicken hätte müssen. Viele Eltern würden zu lange warten, weil sie gar nicht glauben können, dass eine Krankheit so einen Besitz von ihren Kindern ergreifen kann.

“Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen”

Christinas Buch hat mich aufgerüttelt und mir verdeutlicht, dass es bei Magersucht nicht nur um das Dünnsein geht. Es ist vielmehr eine psychische Krankheit, die ganz unterschiedliche Gründe haben kann. Außerdem war ich wirklich schockiert, wie viele der essgestörten Aussagen, die sie in ihrem Buch nennt, ich schon von meinen Bekannten gehört habe. Aussagen wie ,,Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen’’ werden als erstrebenswert angesehen, nicht als gefährlich. Nachdem ich das Buch gelesen habe, finde ich, dass jeder sich einmal über sein Essverhalten Gedanken machen sollte. Auch wenn man nicht unter einer Essstörung leidet. Denn auch Aussagen, die man trifft oder Medien, die man konsumiert, können bei Menschen, die essgestört sind, eine Wirkung haben.

Weiterführende Links

Auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findet ihr Beratungsangebote und Informationen zum Thema Essstörungen.

Der Artikel ist zuerst auf dem Blog unserer couchFM Reporterin Marie erschienen.


Autor:

Mitglied Marie SteffensMarie