Die Waldorfschule und ihre Klischees

…, aber welche davon stimmen denn überhaupt?

Fabelwesen, Namen Tanzen und Geister in rechten Winkeln. Was ist an den Klischees dran und was haben sie mit einer Zigarettenfabrik und Jennifer Aniston zu tun? Ein Einblick hinter das Konzept “Waldorfschule”.


CouchFM Logo der Sendungsreihe "Gesprächsstoff". Ikonischer Fernsehturm vor Skyline in Mint und Grau.

GESPRÄCHSTOFF

 

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Anders als manchmal angenommen wird, wird der Unterricht nicht im Baumhaus, sondern im üblichen Klassenzimmer abgehalten und statt auf Baumrinde wird auf ganz normalem Papier geschrieben. Was aber hat es mit dem “Namen tanzen” auf sich? 

Im Fach Eurythmie gibt es zwar für jeden Buchstaben oder Laut eine Bewegung, es geht aber primär nicht darum seinen “Namen zu tanzen”, sondern vielmehr um das Wahrnehmen von Raum und Bewegung: Zu Melodieverläufen oder Gedichten werden Choreografien erarbeitet und bei Schulfeiern aufgeführt.

Zigaretten als Ursprung

Des Weiteren legt die Waldorfschule viel Wert auf praktische Fächer wie Handarbeit, Kupfertreiben, Holzwerken und Möbeldesign. Im Fach “Gartenbau” liegt der Fokus auf dem Erleben von Pflanzen und Tieren: Neben Gartenarbeiten werden auch die Schultiere (die es meist an einer Waldorfschule gibt) versorgt, Adventskränze gebunden und Kerzen gegossen.

In Epochen wechselt alle drei Wochen der sogenannte “Hauptunterricht”, zwei Fremdsprachen werden ab der ersten Klasse unterrichtet (in Deutschland meist Französisch oder Russisch und Englisch), alle Kinder müssen ein Instrument spielen und statt Notenzeugnissen gibt es bis zur 9. Klasse schriftliche Beurteilungen, die von jedem Fachlehrer handschriftlich verfasst werden. 

Ziemlich elitär denkt jetzt vielleicht der ein oder andere, was aber kaum jemand weiß: Die Schule wurde ursprünglich von einer Zigarettenfabrik ins Leben gerufen und war für die einfachen Arbeiterkinder gedacht. Rudolf Steiner wurde beauftragt, um die Schule zu konzipieren und auch wenn die Waldorfschule nicht kostenfrei ist, so ist sie dennoch nicht nur für Kinder aus wohlhabenden Familien. Auch Kinder aus Familien mit geringem Einkommen können auf die Waldorfschule gehen, die Kosten werden dann entsprechend angepasst.

Alles nur Biobauern?

Und wer trotzdem noch denkt, dass alle Waldorfschüler als Esoteriker oder Biobauern enden: Jennifer Aniston, Heiner Lauterbach, Karoline Herfurth oder zum Beispiel auch Götz Werner, der Gründer von dm und Jochen Schweizer waren Waldorfschüler. 

Man kann also nach der Waldorfschule, wie nach jeder anderen Schule auch, seinen eigenen Weg gehen und alle Türen stehen offen.

 

Genaueres zum Unterricht in Epochen:

 

Weiterführende Links

Diese Promis waren Waldorfschüler:innen:

//www.sueddeutsche.de/karriere/prominente-waldorfschueler-wenn-das-fernsehen-die-seele-raubt-1.707001

//www.swr.de/swr1/bw/programm/bildergalerie-promi-waldorfschule-100.html


Autor:

Bild Fiona WinkFiona