“Ich bin ein Milliardär, weil mir Luxus scheißegal ist!”
Schon antike Philosophen wie Diogenes stellten den Konsum an den Pranger: statt sich einem frivolen Leben in Griechenland hinzugeben, lebte er in einem Fass, schlief auf einem Mantel und aß ohne jegliches Besteck. Doch woher kommt eigentlich dieses negative Bild vom Luxus? Besteht Luxus tatsächlich nur aus Pelzmänteln, Kavier und Gold oder sind es doch eher immaterielle Werte und ein bescheidenes Leben? Über die verschiedenen Ansichten diskutierten Minimal Mimi (YouTuberin), Johannes Traulsen (FU Berlin) und Ingeborg H. in unserem couchFM Studentenfutter.
STUDENTENFUTTER
Der Luxus ist wohl ein Thema, an dem sich die Geister scheiden. Obwohl hier schon eine erste Verbesserung vorgenommen werden müsste: Gibt es überhaupt DEN Luxus? Laut Duden umfasst dieser Begriff einen “kostspieligen, verschwenderischen, den normalen Rahmen (der Lebenshaltung o. Ä.) übersteigenden, nicht notwendigen, nur zum Vergnügen betriebener Aufwand” oder “Pracht, verschwenderische Fülle”. Soweit, so gut. Ist also ein Mehr an Dingen oder ein Zuviel des Guten gleichbedeutend mit Luxus? Nicht unbedingt, denn in erster Linie sind es wohl persönliche Vorstellungen, die einen ganz eigenen, individuellen Rahmen schaffen. Während einige mit Matratze auf dem Boden und Dosenravioli zufrieden sind, schreien andere Zeter und Mordio, warum nicht mindestens ein King Size Bett und Molekularküche im Angebot war.
Natürlich kann nicht verleugnet werden, dass auch Geld einen nicht ganz unbedeutenden Part im “Luxusdiskurs” einnimmt. Denn einen ca. 230.000€ teuren Chronographen von Patek Philippe kann sich wohl nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung leisten (übrigens durften unsere Gäste den Wert dieser Uhr schätzen, und sie lagen alle falsch). Nun ist Luxus bestimmt nicht und auch nicht ausschließlich – für auserwählte Gesellschaftsschichten vorgesehen. Aber gewisse Limitationen und Reglementierungen machen es wohl schwerer, anderen Personen Zugang zu gewähren.
Interessanterweise wird Luxus relativ oft auch mit Konsum in Verbindung gebracht. Verständlicherweise, denn uns wird ja tagtäglich vor Augen gehalten, WER wir sein können und WAS wir alles aus uns machen können. Ein paar Minuten den Ku’damm oder andere Flaniermeilen entlang, springen einem Kleidung, Kosmetika, technische Geräte oder sonstige Kuriositäten entgegen. Stets unter der Prämisse der Selbstoptimierung oder etwas philosophischer ausgedrückt: “Kauf’ ich, also bin ich!”. Auch kommt Luxus mit Dingen in Kontakt, die beim ersten Lesen nicht wirklich zusammen passen. Nämlich Askese und Minimalismus! Ein bewusstes Verzichten kann für einige Personen wohl wesentlich entlastender sein, als sich dem Kaufrausch hinzugeben.
Wie unschwer zu erkennen ist, knallen hier Welten aufeinander. Und nicht umsonst wurde oben der Begriff Luxusdiskurs in Anführungsstrichen gesetzt, denn die Forschung rund um den Luxus steckt noch in den Kinderschuhen. So unterschiedlich die Vorstellungen und Meinungen zu dieser Thematik sind, umso schwerer ist es, diese auf einen Punkt zu bringen. Aber ist das überhaupt nötig? Zumindest hat couchFM versucht, mit seinem Studentenfutter “Was ist Luxus?” Licht ins Dunkeln zu bringen und die ein oder andere Frage zu klären.
Und die Moral der Geschicht’? Letztendlich müssen wir (wer sich auch immer an dieser Stelle angesprochen fühlt) lernen, die Ressourcen, die zur Verfügung stehen, nicht noch weiter auszureizen. Vielleicht bekommt dann das Sprichwort “Weniger ist mehr” eine ganz andere Bedeutung.
Weiterführende Links:
“Geiz ist nicht mehr geil” (ZEIT ONLINE)
“Luxus – eine verbrannte Perspektive?” (Deutschlandfunk Kultur)
“What is Luxury in the Age of You?” (Interbrand)
“What is the meaning of luxury?” (Vogue Italia)
Produktionsteam:
Moderation: Delilah Yasemin Werdermann
Aufnahmeleiter: Sebastian Schade
Bildmischer: Tim Bosse
Produktionsassistenz: Dustin Merten
Kamera: Pauline Weise und André Igisch
Ton: Jonathan Boese
Autoren:
Delilah