Klangkompott – Sprachen: Mainstream Weltweit

 

 


 

KLANGKOMPOTT


Schon mal einen Song mitgegrölt ohne ein Wort zu verstehen? In diesem Klangkompott geht es nicht nur um die Welt der Sprachen, sondern auch um die Geschichten hinter denjenigen Welthits, die nicht auf Englisch gesungen wurden. Dabei handelt es sich teilweise auch um regionale Megahits, die es nicht bis nach Deutschland geschafft haben.


Der Ursprung von Sprache (?)


Sprachen sind ein Kommunikationsmittel, aber auch manchmal Politikum. Vor allem aber sind sie ein Mysterium, was ihre Herkunft angeht.

Der Turmbau zu Babel ist eine der bekanntesten Erzählungen des alten Testaments. Darin heißt es, dass einst alle Menschen die gleiche Sprache gesprochen haben. Und einmal haben sie versucht, einen Turm zu bauen, der bis in den Himmel zu Gott reichen sollte. Gott war aber nicht so begeistert von diesen Plänen und verwirrte die Menschen mit: Sprache. Alle Bauarbeiter sprachen plötzlich eine andere Sprache, konnten sich nicht mehr miteinander verständigen und wurden in alle Welt zerstreut. So viel zur religiösen Sicht.

Sehr unerfolgreich hat bereits Kaiser Friedrich II. versucht, dem Ursprung der Sprache “wissenschaftlich” auf den Grund zu gehen. Um 1200 ließ er Neugeborene ohne menschlichen Kontakt und nur mit der nötigsten Versorgung aufziehen. Seine Hoffnung: Die Ursprungssprache entdecken. Den Säuglingen fehlte jedoch die menschliche Zuneigung. Sie verkümmerten und starben früh.


Von der Aua-Theorie bis Wauwau-Theorie


Vielversprechende Erkenntnisse aus der Sprachwissenschaft sind unter anderem:

1. Die Wauwau-Theorie: Menschen haben Geräusche aus ihrer Umwelt aufgeschnappt und angefangen, damit die Umwelt zu beschreiben.
2. Die Aua-Theorie: Instinktive, emotionale Laute sind der Ursprung von Sprache.
3. Hauruck-Theorie: Sprache ist auf rhythmische Gesänge zurückzuführen, die Menschen gesungen haben, um einen gemeinsamen Arbeitstakt zu halten. Damit war die Grundlage für Sprachmelodie und Rhythmus geschaffen.

Letztendlich ist die wissenschaftliche Betrachtung des Themas aber ziemlich ernüchternd. Wie Sprache entstanden ist und wie sich entwickelt hat, das werden die Menschen wohl nie herausfinden. Es fehlt die Methode, um diese Frage jemals beantworten zu können. Die schriftliche Rückverfolgung ist nur bis zu einem gewissen Punkt möglich – das sind je nach Standpunkt ein paar Jahrtausende. Aber wann der Mensch angefangen hat zu Sprechen, bleibt offen.


Macht künstliche Intelligenz Sprachenlernen in Zukunft überflüssig?



Es ist ein Fortschritt, dass neue Möglichkeiten geschaffen werden, um die Kommunikation der Menschen mit der Zeit über Sprachbarrieren hinweg zu erleichtern. Das ist insbesondere für die Völkerverständigung und auch die Wissenschaft eine Errungenschaft. Zum Beispiel können Vorträge mittlerweile durch künstliche Intelligenz schon simultan übersetzt werden.

Kritikerinnen behaupten, diese fortschreitende Entwicklung von Sprachassistenten könne das Sprachenlernen überflüssig machen. Aber… Ob Übersetzungs-Computer und -Apps in der Form, wie wir sie heute schon verwenden können, eine Gefahr für Sprachschulen und -unterricht sind, bleibt offen.

Wie man im Klangkompott hört, war eine lange Recherche notwendig, um herauszufinden, worum es in den Liedern denn eigentlich geht. Die bloße Übersetzung der Liedtexte ist nicht aussagekräftig genug. Vielmehr muss auch Bildsprache kulturell eingeordnet werden. Von Pata Pata – dem spielerischen Anfass-Tanz -, über die metaphorischen Bedeutung (verwelkender) weißer Rosen im Russischen bis zur Wortneuschöpfung Serge Gainsbourgs mit Anamour – der Abwesenheit von Liebe – mussten viele Artikel und Foren durchforstet werden.

Für Interessierte ist dieses Wissen eines der Gründe, warum sie Sprachen erlernen möchten. Weil sie verstehen wollen, wie die Menschen, die die Sprache sprechen, ticken, und welche Bilder ihre Gesellschaften kennen. Es geht ihnen um das Erforschen eines ganzes kulturellen Paketes, welches weit über die bloße Kommunikation hinausgeht.

Was die Sugarhill Gang mit dem Ballermann-Hit 2002
zu tun hat


Um das Ganze mit einem schlechten Beispiel abzurunden: Was singen die drei Las-Ketchup-Girls eigentlich in ihrem Song? 

“Aserejé, ja deje tejebe tude jebere 

Sebiunouba majabi 

an de bugui an de buididipí”… WAS?!

 

Das sind Zeilen aus dem Lied Rapper’s Delight von der Sugarhill Gang.

“I said a hip-hop, the hippie the hippie 

To the hip, hip hop you don’t stop 

Rock it to the bang bang boogie 

Say up jump the boogie to the rhythm of the boogie, the beat”

Denn im Las Ketchup Song geht es um einen ominösen Diego, der in einen Nachtclub geht und auf Gibberish – also Fantasiesprache – Rapper’s Delight nachsingt.

 


Playlist (mit den dazugehörigen Sprachen):

1. Miriam Makeba – Pata Pata (isiXhosa)
2. Tarkan – Simarik (Türkisch)

3. Sergio Mendez & Brazil 66 – Mas que nada (Portugiesisch)
4. Budapest Klezmer Band – Bei Mir Bist Du Schein (Jiddisch )
5. Юрий Шатунов – Белые розы (Russich)
6. Cheb Khaled – Trigue Lycée (Arabisch)
7. فيروز – اسهار (Arabisch)
8. Serge Gainsbourg – L’anamour (Französisch)
9. 鄧麗君 – 甜蜜蜜 (Mandarin)
10. Fadhili William – Malaika  (Swahili)
11. Gianna Nannini – Bello e impossibile (Italienisch)
12. Las Ketchup – The Ketchup Song (Spanglish Version) (Spanish/ Spanglish/ Gibberish)

 

Für mehr Songs und Hintergrundstorys schaltet täglich um 17 Uhr couchFM bei ALEX Berlin auf 91,0 MHz ein.  In der ALEX Berlin-Mediathek könnt ihr bis zu 7 Tage danach noch die Sendung hören! Alle Songs aus der Sendung gibt’s auf unserem Spotify-Account.


Autor:

Martin