Life of Phi

Passend zum gestrigen Tag gegen Kinderarbeit, hat sich CDU-Mitglied Philipp Amthor einen Tritt in ein weiteres Fettnäpfchen geleistet. Wer glaubt, dass nach „Rezo, du alter Zerstörer“ Schluss mit lustig sein sollte, hat sich getäuscht.

Die Weichen seiner Karriere stellt Amthor bereits früh. Der Leidensweg des jungen Knaben ist lang. Wuchs er doch als kleiner Bub in Mecklenburg-Vorpommern auf. Da wundert es nicht, dass der Weg in die Politik nahe liegt. Die Frage ist nur, auf wessen Seite man steht. Entweder man ist Zecke oder Fascho. Amthor hat sich für den geschmeidigen Mittelweg entschieden. Bereits mit 16 Jahren tritt er der christlich-konservativen Variante des Knax-Klubs bei. Darauf folgen Banalitäten wie Stipendium und Studium in Sachen Rechtswissenschaften. Doch Mecklenburg-Vorpommern war ihm nicht genug. Er wollte mehr. Also ging es 2017 für den mittlerweile 25-Jährigen nach Berlin. Doch nicht aus den gängigen Gründen wie es Gleichaltrige tun würden. Statt Exzess, Drogen und Rausch hieß es für Amthor: Bundestag, Bundestag und noch mehr Bundestag. Man kann den Geruch von alten abgestandenen Sakkos und lauwarmen, geschmacklosem Kaffee förmlich riechen.

Er führt das Leben eines Rockstars. Alles für den Antifeminismus, alles für den Club. Und dann auch noch für die CDU. Er scheint das komplette Berlin-Kontrastprogramm mitzunehmen. Der wenige Schlaf scheint da das einzig verbindende Element zwischen den Stereotypen seiner Altersklasse und ihm zu sein. Philipp Amthor wird zur Kultfigur des Bundestages. Dabei wird er in Talkshows herumgereicht, die von spießig bis popkulturell alles abdecken. Er ist einer der Hoffnungsträger der CDU, der die jungen Leute an die Partei binden soll. Es hätte alles so schön werden können. Wäre da nicht Rezo gewesen, der mit einem einstündigen Video der CDU die sicheren Stuhlbeine wegtritt. Das Internet ist wütend. „Nie mehr CDU“ ist der Slogan der Community. Das prallt natürlich selbst an CDU-Maskottchen Amthor nicht einfach so ab. Die Frage ist: Wie reagiert man auf ein Video, das den Titel „Die Zerstörung der CDU“ trägt? Man muss gelassen bleiben, darf sich nicht provozieren lassen, aber gleichzeitig muss man auch noch die jungen Leute ansprechen, die man gerade verloren hat. Keine leichte Aufgabe, wenn man in der Blüte seines Lebens in einer Partei gefangen ist, die ein Durchschnittsalter von 50 Jahren hat. Die helfen einem sicher nicht eine hippe, spritzige Antwort zu finden. Also musste Amthor wohl selber ran und rannte bei Lanz in sein Social-Media-Verderben.

Mit stolz geschwellter Brust wog er sich in Sicherheit und ließ einen kurzen, aber dafür umso düsteren Einblick in seine, dann doch nicht veröffentlichte Antwort an Rezo zu. „Hey Rezo, du alter Zerstörer“ war der Anfang des Endes. Ein synchrones Face-Palm ging durch die Straßen der Nation. Das Street-Credibility-Konto mit nur fünf Worten auf 0 gesetzt. Und weil das allein noch nicht unangenehm genug war, setzt Klein Amthor gestern noch einen drauf. Er betreibt Lobbyarbeit für die amerikanische Firma „Augustus Intelligence“. Er erhält dadurch Aktienoptionen und einen Direktorenposten. Badass Philipp Amthor nimmt die Abkürzung und schneidet sich damit wieder ins eigene Fleisch. Ich meine, hätte er nicht den gängigen Weg gehen und wenigstens bis zum Ende seiner Amtszeit warten können, um dann in einem internationalen Konzern eine führende Position zu übernehmen? Hätte er sich doch nur mal bei Kollege Merz erkundigt, dann hätte er vielleicht auch die Möglichkeit gehabt erstmal richtig Geld scheffeln zu können, um sich kurz danach mit kontroversen Aussagen als Kanzlerkandidat aufstellen zu lassen. Zurücktreten ist für den Jungspund keine Option. Wir reden hier schließlich von einem jungen Rebell. In diesem Sinne möge Philipp Amthor sich einen Traum erfüllen und in Zukunft noch viele Konzerne mit Lobbyarbeit beglücken. Möge er seinen inneren Frieden finden. Ich wünsche ihm alles Gute, dem Guten.

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Autorin:

Janna