Das freud’sche Musikspektakel

Best of 2017
Es (Sascha), Sonja und Über-Ich (Georg). | © Sascha Holzhofer

Und ein ganz normaler Tag.

Heute auf Sigmund Freuds Couch(FM) zu Gast: Sonja, eine Berliner Studentin, die uns heute über ihren scheinbar stinknormalen Tag erzählen wird.

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Schon mein ganzes Leben bin ich auf der Suche nach der Wahrheit. Nach der Wahrheit hinter mir, nach der Wahrheit die hinter unserer Welt und Gesellschaft steckt. Aber ganz besonders bin ich auf der Suche nach diesem Drang, der mich überhaupt zu dieser Suche motiviert. Von Österreich bin ich nach Amsterdam, von da weiter nach Berlin und hier suche ich nun endlich nach der ultimativen Antwort. Freud hat mich inspiriert. Sein Strukturmodell der Psyche mag zwar überarbeitet sein, doch ist seine bildhafte Erläuterung für mich, nach wie vor eine Inspiration. Das Modell beschreibt den Menschen als “Ich”, gefangen zwischen dem “Über-Ich” und dem “Es”. Das “Über-Ich” spiegelt die Erwartungen der Welt, unserer Eltern, unseres Milieus und der Gesellschaft generell an uns. Das “Es” wiederum steht für unsere innersten Wünsche, Träume und Sehnsüchte. Jeden Tag sind wir dem Drängen beider Seiten ausgesetzt und sind uns dessen nicht einmal mehr bewusst. Schade.

Daher versuche ich mit diesem experimentellen Projekt den Hörer wieder näher an sich selber ranzuholen. Um ihm oder ihr zu zeigen, wie automatisiert wir uns in den Rhythmus der Welt eingegliedert haben und folglich wie sehr uns diese innere Spaltung aufwühlen und zerreißen kann.

Die Stunde handelt von Sonja. Eine Berliner Studentin, kämpft jeden Tag ihren eigenen Krieg mit Erwartungen anderer und sich selbst. Ich habe ihr aufgetragen einen ganz normalen Uni Tag aufzuschreiben, mit der Vorstellung dahinter, dass “Über-Ich” und “Es” ständig dabei sind. Nach ein paar Tagen hatte ich einen einzigartigen Monolog, den ich in einen Dialog zwischen ihr, “Über-Ich” und “Es” ausgebaut habe, wie er vielleicht in so manchen Menschen ähnlich stattfindet.

Das ganze Spektakel wird von Musik begleitet, die situationsbedingt die Erzählung für die Hörerinnen intensivieren soll.

Es war hart, die komplexen Gedankengänge eines Menschen über den Tag verteilt, kombiniert mit der passenden Musik, in nur eine Stunde zu packen, doch letztendlich bin ich, sind wir, von unserem ersten Projekt dieser Art richtig begeistert und sind gespannt was die Hörerinnen denken. Vielleicht findet jemand etwas Inspiration oder vielleicht sogar Antworten.