Jüdisches Filmfestival 2018

JFBB 2018
Auftakt der Gala zum Jüdischen Film Festival am Dienstag, 26.06.2018

Von Jüdischem, Musischem, Traurigem und Herzerwärmendem

Zum 24. Mal bewegt das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg (JFBB) seine Zuschauer*innen durch alle Lebenslagen. couchFM Filmkritikerin Katharina war für Euch im Kino
 

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KULTURKOMPASS

 

JFBB 2018
“No fake truce”

Auf der Leinwand öffnet Itzhak Perlman die Tür seines New York Apartments und der gesamte Saal darf mit ihm und seiner Familie Blumenkohlsuppe essen. Es ist Dienstagabend auf der Eröffnungsgala des 24. Jüdischen Filmfestivals. Der Geruch sei unausstehlich, “aber es schmeckt”, erzählt er seinen Gästen. Itzhak ist herzlich, selbstironisch und musikalisch unfassbar talentiert. Als Ausnahmegeiger hat er im Weißen Haus und vor Queen Elizabeth II gespielt und sich nach all dem eines behalten: Demut und Bescheidenheit. Und mit diesen beiden Attributen zieht er während der 80 minütigen Vorführung des Filmes die gesamte Audienz in seinen Bann. Seine Selbstironie erzeugt ein Lachen, das inbrünstig ist und aus der Mitte des Herzens kommt. In Amerika läuft der Film bereits in 200 Kinos und wird am 9. August in Deutschland gezeigt. “Ein ganz toller Film! Die Filmemacherin hat diese Mischung zwischen einer Erzählung und Wiedergabe der Musik sehr gut hinbekommen”, sagt Zuschauerin Annie Karolinski Donig.

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Ministerpräsident von Brandenburg Dietmar Woidke und Regisseurin Alison Chernick | © couchFM

An der Zusammenarbeit mit Itzhak Perlman hat Regisseurin Alison Chernick am meisten die Möglichkeit ihn durch seinen musikalischen Alltag begleiten und währenddessen das Talent als geerdete Persönlichkeit kennenlernen zu dürfen, begeistert. Der Schaffensprozess ihrer Dokumentation beschränkte sich auf nur zwei Jahre. Das ist nicht nur sehr zügig, sondern auch erstaunlich untypisch: “Wir hatten Glück viel Bildmaterial bekommen zu haben, weil Itzhak zu dem Zeitpunkt 70 Jahre alt geworden ist und viele Ehrungen erhalten hat.” Selbstverständlich kann aber die erfahrene Regisseurin ihr Händchen für das Filmemachen nicht leugnen. Die Dokumentation ist ihre Königsdisziplin, auch wenn sie das Genre als “aufdringlichen Prozess” beschreibt.

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Rafael Kishon und Couchfm-Reporterin Katharina Erschov nach der Vorführung des Filmes “Kishon” über Autor und Satiriker Ephraim Kishon.

Zwei Tage später und einem Ortswechsel ins Filmkunsttheater 66 wird eine andere Legende vorgestellt: Ephraim Kishon, “ein Genie”, wie Arik Bernstein, der Produzent der Dokumentation ihn nennt. Ein Genie, weil er nach seiner Deportation ins Arbeitslager, einer weiteren Deportation ins Gulag, der Flucht aus einem totalitaristischen Ungarn und seiner Migration nach Israel einen Weg gefunden hat, nicht nur sich selbst nicht aufzugeben, sondern bei all dem Humor zu behalten. Das zudem auf einer Sprache, die zu seiner Waffe, Kapital und Leben zugleich wurde, “aber nie seine Muttersprache gewesen ist”, so Bernstein. Innerhalb von zwei Jahren habe Kishon sich das Hebräisch nach unermüdlichen Studien mit dem Wörterbuch angeeignet. In Zeiten, in denen ihm doch eigentlich bitter nach Weinen zumute war. Die Erlebnisse des Holocaust haben Kishon nie losgelassen: “Auf seiner Golden Globe Verleihung, einer der wichtigsten in Amerika, hat er noch nicht einmal lächeln können”, sagt sein Sohn Rafael Kishon. Die Dokumentation geht zurück zu dieser Verleihung: “Ich komme nicht umhin an dieser Stelle nicht zu weinen”. Lachen und Weinen sind zwei Seiten einer Medaille und viele sagen, dass ohne Tragödie eine Komödie nicht existiert. Was ist der jüdische Film, wird man sich nach den 10 Tagen Vorführung fragen? Der jüdische FIlm ist, was sein Volk ist und vorallem was es sein will: Unverwüstbar, hoffnungsvoll, seinem Schaffen und Wirken, seinem Volk und seiner Familie ergeben.

Mehr Filme auf //www.jfbb.de/de.


Autorin:

Katharina

Katharina