“Mensch mit Uterus: geboren, um Mutter zu werden.”

Ein Kommetar zum Muttertag

Also was macht man am Muttertag? Richtig – Mama Blumen schenken. Oder wie wäre es mal mit einem SPA-Gutschein? Sie macht ja so viel. Da wird ihr Erholung sicherlich guttun.
Ach, du magst lieber selbst was basteln? Hast Recht – DIY ist ja auch grad voll im Trend. Wie wäre es mit einem Gutschein für 1x Geschirrabwaschen, alternativ 1x Abendessenkochen …
ne lieber ein tolles selbst gemachtes Peeling aus Kaffeesatz (dann kannst du ihr auch endlich das Einmachglas zurückgeben) oder du bügelst mal die Wäsche!

aktuelles Prospekt von REWE zum Mutter- und Vatertag
Aktuelles Prospekt von REWE zum Mutter- und Vatertag | Quelle: prospektangebote.de

 

Der Mann, also der richtige Kerl, hat auch einen eigenen Tag. Den Herrentag. (Ich weiß, der kommt auch bald – voll schön …). Dann dürfen die Männer wieder mit dem Schubkarren um den See laufen und hemmungslos Sterni mit ihren Kumpels saufen. Ganz ohne die nervigen Weiber versteht sich. Während diese eben auf die Kinder aufpassen im trauten Heim. Das ist nämlich immer noch das Reich der Frau. Die kuschlige Höhle des Zuhauses. Oder wie man auf Neudeutsch sagt: einfach hyggelig!
Die Pandemie in Deutschland hat es mal wieder klar gezeigt: Die Rollenverteilung ist nicht vom Tisch. Sie ist sowas von auf dem
f** Tisch. Um genauer zu sein: auf dem Küchentisch, auf dem Schreibtisch, auf der Wickelkommode, auf dem voll schicken
70s-style-coffeetable vom Flohmarkt … Und während selbst Möbel flexibel werden und dem Lebensstil unserer vermeintlich modernen Gesellschaft angepasst und nun auch multifunktional werden, ist der einzig multifunktionale Mensch in unserer Gesellschaft scheinbar der Mensch mit Uterus. Die Person, die gerne Frau genannt wird. Mensch mit Uterus: geboren, um Mutter zu werden.

 

Familie ist in Deutschland heilig.
Aber nur die heterosexuelle Familie.

Die Frau ist während der Pandemie nicht nur Mutter, sondern nun auch Lehrerin – sie war ja eh schon Köchin und Reinigungskraft. Wie man zwischen Windeln, Erziehung, Putzlappen, Herd und Lohnarbeit noch ein soziales Leben führen kann, ist mir eh schleierhaft. Aber ihr kennt ja sicherlich den Schenkelklopfer: Was stimmt nicht, wenn die Frau im Wohnzimmer steht? – Die Kette ist zu lang. Nicht witzig? – aber wahr. Familie ist in Deutschland heilig. Aber nur die heterosexuelle Familie: bestehend aus einem Mann und einer Frau.

Lesbische Paare müssen ihre eigenen Kinder adoptieren, Geflüchtete kämpfen um Familiennachzug, Co-Parenting ist ein Fremdwort und Lebensmodelle mit mehreren Partner:innen gelten allgemein eh als Freakshow. Was zählt, ist das Festhalten an bewährten Konzepten, dabei ist selbst Jesus in einer sogenannten Patchwork-Familie aufgewachsen. Aber das Konzept der Mutter, das ist unantastbar. Die Sahnetorte unter den Müttern ist dabei die Biologische.Denn wie heißt es im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) § 1591 Mutterschaft: „Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat.“ Was ist eine Mutter? Mehr als ein wandelnder Geburtskanal, der mehrere Berufe in sich vereint. Mütter sind in erster Linie Menschen mit eigenen Bedürfnissen, die nicht damit gedeckt sind, dass du tote Schnittblumen einmal im Jahr vorbeibringst.

Mutter, Vater, Kind ist so was von 50er.
Und Rollenverteilung nach biologischen Geschlechtsmerkmalen auch.

Wir haben 2021. Nur so als Erinnerung.

 

 

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Wirklich schon vorbei die Zeiten? | Bildquelle: freshdads.com

 


 

Autorin:

Mitglied Lilia

Lilia