Theatertreffen im Kontext

Das wichtigste Theaterfestival Deutschlands hat viel zu bieten, vor allem abseits der berühmten 10er-Auswahl.

Theatertreffen
Die Arbeit Böse Häuser des Theaterkollektives Turbo Pascal bringt die ZuschauerInnen in ungewohnte Situationen. | © Daniela del Pomar

Spießig, zu teuer und an Karten kommt man eh nicht. Diese Meinung zum Theatertreffen ist unter Studierenden weit verbreitet. Jedes Jahr lädt das Festival die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum nach Wilmersdorf in das Haus der Berliner Festspiele ein. Die Tickets für diese zehn Inszenierungen sind heiß begehrt und oft schon am ersten Tag ausverkauft. Zum Glück hat das Theatertreffen neben dieser Auswahl, noch weitere spannende Programmsparten zu bieten.

Eine dieser Sparten ist der Stückemarkt. Er wurde ins Leben gerufen, um zeitgenössische Dramatik zu fördern und richtet sich an junge Theaterschaffende aus ganz Europa. Dieses Jahr wird unter dem Motto “Geteilte Welt” globale Ungerechtigkeit hinterfragt und nach neuen Formen des Teilens gesucht. Seit 2015 ist der Stückemarkt auch gegenüber performativen Formaten geöffnet. So gibt es neben verschiedenen Szenischen Lesungen, auch hochspannende Aufführungen, z.B. von dem Theaterkollektiv Turbo Pascal oder den schweizer KünstlerInnen von Old Fresque, zu sehen. Gerahmt wird das ganze von zahlreichen Autorengespräche und Workshops, die für alle Interessierten offen und kostenfrei sind.

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Auch bei TT Kontext, dem Diskursprogramm des Theatertreffens, dreht sich alles um den Austausch. Zahlreiche ExpertInnen und internationalen Gäste helfen die künstlerischen Beiträge des Festivals zu kontextualisieren. Dabei wird auf das Prinzip des Unlearnings zurückgegriffen Es geht vor allem darum, gegebene Strukturen und Machtverhältnisse zu hinterfragen. Gemeinsam mit ExpertInnen und KünstlerInnen ist das Publikum dazu eingeladen Themen wie das Patriarchat, das Theater, die 1. Klasse oder die Geschichtsschreibung zu reflektieren und zu diskutieren.

Einen Einblick in die internationalen Theaterszene bietet wiederum Shifting Perspectives. Während sich die 10er-Auswahl auf den deutschsprachigen Raum beschränkt und der Stückemarkt sich für ganz Europa öffnet, lädt Shifting Perspectives spannende Theaterarbeiten aus der ganzen Welt ein. Diese nehmen fast immer eine postkoloniale Perspektive ein und bilden auch ein Gegengewicht zu der 10er-Auswahl, in dem sie versuchen, die dort bereits angesprochenen Themen noch aus einer anderen Perspektive zu beleuchten.

Schließlich gibt es noch das Stipendienprogramm. Bei dem Internationalen Forum kommen 35 Theaterschaffende aus 22 Ländern zusammen, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Das Programm ist zwar nicht öffentlich, doch dafür bietet es den Teilnehmenden die Möglichkeit, ohne Premierendruck und mit viel Freiheit an eigenen Projekten und dem Theater von morgen zu arbeiten.

Während das Theatertreffen mit der 10er-Auswahl einen Blick auf das vergangene Jahr wirft, wird bei den anderen Formaten bereits an der Zukunft gearbeitet. Die geht uns alle etwas an.
 
Das Theatertreffen läuft noch bis zum 20.05.2018. Informationen zu dem Programm, Workshops und Diskussionsrunden gibt es hier nachzulesen:
//www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/theatertreffen/ueber_festival_tt/aktuell_tt/start.php


Autorin:

Maike G.