Bike Sharing

Bike Sharing
Die Mietfahrräder sind überall zu finden, wie hier am Berliner Dom. | © Pia Buchty

Auf dem Leihfahrrad in die Uni?

Der Sharing-Markt in Berlin boomt. Alles wird geteilt. Besonders in diesem Jahr sieht man auf den Straßen der Stadt immer mehr unterschiedliche Leihfahrräder. couchFM-Reporterin Pia hat sich die verschiedenen Sharing-Anbieter genauer angeschaut und auf dem Campus nachgefragt, was Ihr vom Bike-Sharing haltet.

Räder vom Discounter, vom Musikstreamingdienst, Bikes mit Limetten oder mit Eseln verziert – über die stolpert man in Berlin seit Anfang 2017 immer häufiger. Die Leihfahrräder diverser Sharingsysteme stehen auch an den Berliner Campussen herum. Es sei denn, sie liegen, denn auch das passiert nicht selten. Wir haben uns gefragt, ob das Bike-Sharing-Angebot für Studierende attraktiv ist und was die Fahrräder eigentlich repräsentieren.

Hört man sich an den Berliner Universitäten um, bekommt man gemischte Meinungen zum Bike-Sharing. Da gibt es natürlich diejenigen, die ein eigenes Fahrrad besitzen, das sie heiß und innig lieben und es niemals mit einem geteilten Rad betrügen würden. Aber der Großteil der Befragten ist sich grundsätzlich einig: Bike-Sharing ist eine tolle Sache. Die Möglichkeit zu haben, an jeder Ecke per Knopfdruck ein Fahrrad auszuleihen, das klingt fantastisch. Doch ist das auch wirklich so? Hanna, die an der Humboldt-Universität studiert, würde schon gerne das vielfältige Bike-Sharing nutzen, doch leider wohnt sie außerhalb des Rings. Und da endet in den meisten Fällen die Zone, in der man sich vor Leihfahrrädern kaum retten kann. Wer mit dem geliehenen Rad diese Zone verlässt und es woanders abstellt, der zahlt drauf.

Die Bike-Sharing-Anbieter zeigen sich in ihren Internetauftritten umweltbewusst und nutzerfreundlich. Der Tenor ist, dass Bike-Sharing den Personennahverkehr erweitern und für ein grünes Berlin stehen soll. Der chinesische Anbieter ofo ist der neueste Vertreter der Leihsysteme in der Stadt und betont außerdem, dass das Bike-Sharing dazu beitragen soll, soziale Ungleichheiten aufzuheben. Menschen, die verkehrsungünstig gelegen wohnen oder sich kein Auto leisten können, sollen von den gelben Fahrrädern profitieren. Doch auch ofos Geschäftsgebiet geht bisher leider nicht über den Ring hinaus. Außerdem ist hier die Zahlung ausschließlich mit Kreditkarte möglich und die besitzt nun mal auch nicht jeder.

Bike Sharing
Leihfahrräder am S-Bahnhof Friedrichstraße | © Pia Buchty

 

Nicht selten findet man verunstaltete Sharin-Bikes in der Stadt. | © Pia Buchty

Zu einer Entlastung des Straßenverkehrs und der Anregung, das Auto doch mal lieber stehen zu lassen oder sich an der frischen Luft statt in der stickigen Bahn fortzubewegen, führt Bike-Sharing ganz bestimmt. Doch schaut man sich auf den Straßen um, scheint es fast so, als würde Berlin zum Fahrradfriedhof verkommen. Neben kaputter Fahrräder durch Verschleiß oder nachlässigen Umgang (schließlich handelt es sich hierbei nicht um das Eigentum der Nutzer…), werden die Leihfahrräder immer häufiger Opfer von Vandalismus. Außerdem machen es Fehler im System bei manchen Rädern möglich, die Bikes zu hacken und kostenlos damit herumzufahren – anschließend werden sie dann einfach in die Ecke geworfen, verunstaltet oder sogar ganz auseinandergenommen. Oft werden die Mängel trotz Mangelmeldungen von Nutzern nicht behoben und die defekten Bikes nicht entsorgt, sodass man sie noch tage- oder wochenlang an den gleichen Stellen herumstehen sieht. Wer versehentlich ein kaputtes Rad ausleiht, hat oft mit einer komplizierten Rückgabe per Hotline zu kämpfen und in manchen Fällen wird dann trotz allem sogar noch die Ausleihzeit berechnet.

Bieten die Fahrräder also ein einfaches und unkompliziertes Fahrvergnügen, bei dem man sich keine Sorgen um sein Eigentum machen muss? Oder sind das eigentlich nur fahrende Werbeplakate, die das Stadtbild vermüllen und zusätzlich auch noch zur Sammlung unserer Daten dienen? Praktisch sind die Bikes auf jeden Fall und lassen sich bestens für Besuch von Außerhalb nutzen. Wer von uns Studierenden hat schon Gästefahrräder bereitstehen? Wer lieber auf seinen eigenen Drahtesel vertraut, kann so zumindest als Gelegenheitsnutzer anderen eine Freude machen oder im Notfall für eine spontane Tour durch die Innenstadt auf ein Leihrad zurückgreifen. Für Andere wiederum ist Bike-Sharing genau das Richtige, weil sie sich keine Gedanken mehr darüber machen müssen, ob ihr Fahrrad kaputt oder womöglich geklaut sein könnte, wie Tom von der TU betont. Losfahren, ohne nachzudenken – das klingt doch traumhaft! Leider besitzen die Sharing-Bikes, die wir uns angeschaut haben, keine Zeitanzeige. Da der Preis sich nach der Ausleihzeit richtet, sollte man die Uhr im Blick behalten. Während der Fahrt ist das allerdings manchmal gar nicht so einfach und kann sogar gefährlich werden. Zum Glück befinden sich in Berlin an fast genau so vielen Ecken Uhren wie Leihfahrräder, die es einem ermöglichen, die Zeit auf dem Schirm zu haben und dadurch sorgenfrei durch die Stadt zu radeln.


Pia

Autorin:
Pia