Die zaristische Villa am Schwarzen Meer –
Putins geheime Residenz?
In nur wenigen Stunden war das Video, das Putins vermeintlichen “Palast” zeigt, mit mehreren Millionen Aufrufen “trending” auf YouTube – Doch welche Personen stecken hinter dem Video und wieso löste es einen solchen Aufschrei aus?
GESPRÄCHSTOFF
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Das Video “Дворец для Путина. История самой большой взятки” – “Ein Palast für Putin” wurde am 19. Januar 2021 auf dem YouTube-Kanal Alexej Nawalnys hochgeladen. Im Mittelpunkt des Videos steht ein vermeintlicher “Palast” Putins am Schwarzen Meer. Der doppelköpfige Adler samt Kaiserkrone am Eingangstor, der Innenhof eine Hommage an Versailles und die mit Stuck und Gold verzierten Innenräume stehen den Residenzen der Zarenzeit in nichts nach. An Reichtum fehlt es in dieser von Nawalny als “Palast” bezeichneten Villa am Schwarzen Meer sicherlich nicht. Mithilfe von Grundrissen und Drohnen-Aufnahmen werden in dem Video sowohl das Grundstück als auch die große Villa genauestens in den Blick genommen. Insgesamt ist das Gebiet fast 40 mal größer als das Königreich Monaco. Neben einer virtuellen Tour durch das Gebäude gibt Nawalny einen detaillierten und transparent erscheinenden Einblick in seine Recherchen zu der Finanzierung und den Besitzern der Villa.
Nawalny zeichnet ein komplexes Geflecht aus versteckten Investor*innen und Putin-Freund*innen: Das Ganze sei möglich dank einem ausgeklügelten System von Schmiergeldzahlungen. Zwar scheint alles darauf hinzuweisen, dass die Villa und das umliegende Grundstück Putin gehören, doch sicher beweisen kann Nawalny die Anschuldigungen nicht. So tauchen in den Dokumenten und Verträgen immer wieder Namen von engen Bekannten Putins auf, von seinem fehlt jedoch jede Spur.
Ein riskanter Vorstoß
Nawalny hat im letzten halben Jahr weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Der langjährige Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin wurder im August letzten Jahres, nach einer Vergiftung mit dem chemischen Kampfstoff “Nowitschok”, per Intensivtransporthubschrauber zur Behandlung nach Berlin eingeflogen. Er ist sich sicher, dass nur eine Person hinter der Vergiftung stecken kann: Putin. Dass Nawalny vor dem russischen Präsidenten trotzdem keine Angst hat, möchte er mit dem Film beweisen: Noch während seiner Genesung in Deutschland traf Nawalny die Vorbereitungen für den Dreh in Zusammenarbeit mit seinem Team, bestehend aus Mitgliedern der “Antikorruptionsstiftung”, der FBK. Die Stiftung, gegen die eine Anklage der Moskauer Staatsanwaltschaft aufgrund “extremistischer Aktivitäten” vorliegt, hat sich zum Ziel gesetzt, Korruption unter russischen Regierungsbeamten aufzudecken. In diesem Sinne versprechen sie, in dem Video das “größte Geheimnis” von Russlands hochrangigsten Staatsmann aufzudecken.
Wieso das Video in der russischen Kultur einen besonderen Tabubruch darstellt und welche kuriosen Räumlichkeiten sich hinter den pompösen Toren dieser Villa verstecken, erfahrt ihr in unserem Beitrag.
Weiterführende Links
“Palast für Putin”: Das Video auf Nawalnys Kanal
FAZ-Artikel “Putins Palast – Nawalnyj provoziert mit neuen Enthüllungen”
Tagesspiegel-Artikel “Der Kreml reagiert im Fall Nawalny:
Putin, ein Palast am Schwarzen Meer – und ein Dementi”
Webseite der Antikorruptionsstiftung FBK
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