Wird der Bereich der KI von Männern dominiert?
Künstliche Intelligenz ist als Technologie neutral, muss aber mit Datensätzen von Programmierern trainiert werden. Die sind meistens männlich. Welche Folgen hat dies für die Künstliche Intelligenz?
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,,Siri du Schlampe’’. ,,Das ist aber nicht nett von dir. Ich würde erröten, wenn ich könnte’’. Noch bis vor einem Jahr hätte die Sprachassistentin von Apple so auf sexistische Aussagen geantwortet. Doch nicht nur Siri, sondern auch andere Sprachassistenten wie Amazons Alexa, Cortana von Microsoft und der Google Assistant antworten unterwürfig auf sexistische Kommentare.
Damit verfestigten sie bestehende Geschlechtervorurteile. Das thematisiert sogar ein Bericht der Unesco aus dem Jahr 2019. Amazon reagierte darauf und passte seine Sprachassistentin Alexa an. Wer Alexa nun als Schlampe bezeichnet, bekommt die Antwort ,,Das ist aber nicht nett von dir’’ oder ,,Darauf antworte ich nicht’’.
Gender Gap in der KI-Branche
Aber wie kann es überhaupt passieren, dass Künstliche Intelligenzen solche Aussagen treffen? Das liegt vor allem daran, dass bisher nur wenige Frauen in Branche der Künstlichen Intelligenz tätig sind. Weltweit ist nicht einmal jede vierte KI-Fachkraft eine Frau. Laut dem Global Gender Gap Report des World Economic Forums aus dem Jahr 2019 sind in Deutschland nur 16 Prozent aller KI-Fachkräfte weiblich. Wären mehr Entwicklerinnen bei der Schaffung von Sprachassistentinnen beteiligt gewesen, hätten die Softwares vermutlich anders geantwortet.
Aber warum sind bisher so wenig Frauen in der KI-Branche tätig? Laut Vanessa Cann, der Geschäftsführerin des KI Bundesverbands, liegt das vor allem daran, dass Frauen in MINT und Informatik-Studiengängen bisher noch unterrepräsentiert sind. Generell gelte laut Deepa Gautam-Nigge, stellvertretende Vorsitzende der Fokusgruppe Connected Mobility des Bundesverbands für digitale Wirtschaft, die KI-Branche als Männerdomäne. Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Beispielsweise gibt es in der Branche bisher zu wenige weibliche Vorbilder. Zudem fehlt oft das Bewusstsein für die Berufsbilder.
Nur jede vierte KI-Fachkraft eine Frau
Viele denken Künstliche Intelligenz hätte nur etwas mit Mathematik zu tun. Dabei ist aber auch Kreativität, ein Blick für Details zu haben und Fehler zu finden wichtig. Das sei vielen Frauen aber nicht bewusst, weshalb sie KI für sich per se ausschließen. Welche Folgen hat dies für die Künstliche Intelligenz? Schlägt sich die männliche Dominanz auch in den Denkmustern der KI nieder? Als Technologie ist künstliche Intelligenz per se neutral. Wenn sie aber Entscheidungen treffen soll, benötigt sie Datensätze mit denen man sie trainiert. Wenn diese nicht genug Varianz aufweisen, kann das zu Diskrimminierung führen.
Ein Beispiel dafür wären Einstellungsverfahren, bei denen die KI jahrelang mit Daten der bisherigen Mitarbeiter gefüttert wird, die vielleicht hauptsächlich weiß und männlich sind. Diesen Bias reproduziert sie und wählt auch wieder hauptsächlich weiße männliche Personen für eine Stelle aus. Das fällt den meist männlichen Entwicklern aber nicht sofort auf. Deshalb ist es wichtig divers aufgestellte Teams zu haben, denen der Bias eher bewusst wird. Bevor sich dieser stärker in einer Technologie verfestigt.
Aber wie können Frauen den Wechsel oder den Einstieg in den KI-Bereich schaffen? Laut Deepa Gautam-Nigge ist es wichtig das Bewusstsein, dass es verschiedene Berufsfelder in der KI gibt zu stärken. Aber auch zusätzliche Programme, die Frauen und Mädchen in der KI fördern sind wichtig. Damit sexistische und diskriminierende Strukturen in der Künstlichen Intelligenz nicht reproduziert und verfestigt werden.