Die Letzte Generation – Ein Kommentar

Die aktivistische Gruppe “Letzte Generation” hat in den letzten Monaten viel mediale Aufmerksamkeit bekommen und dabei handelt es sich hauptsächlich um negative Kommentare gegenüber der Gruppe. Die Klimaschutzaktivist*innen werden gerne ironisch als „Klima-Kleber“ bezeichnet und es wird sich über ihre Methoden lustig gemacht. Zuletzt ging es jedoch auch darüber hinaus und die “Letzte Generation” wurde verdächtigt eine kriminelle Vereinigung zu sein.
Warum löst die “Letzte Generation” solche negativen Reaktionen in der Öffentlichkeit aus und sind diese gerechtfertigt?


GESPRÄCHSSTOFF

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Die neuesten Razzien und Anklageverfahren gegen die Aktivistengruppe zirkulieren in allen Medien und zeigen das harte Vorgehen. Protestforscher Daniel Saldivia Gonzatti  bezeichnet diese Handlungen  gegenüber der Tagesschau allerdings als überzogen. Der Protestforscher sagt, dass zwar vereinzelt kriminelle Handlungen stattfänden, der Großteil der Aktionen aber als ziviler Ungehorsam zu beurteilen sei – ziviler Ungehorsam gehöre zum Protestieren und damit auch zur Demokratie dazu. Er spricht auch davon, wie Medien und Politik sogenannte “Frames” benutzen, wenn sie von der “Letzten Generation” sprechen. Die Gruppe ironisch “Klima-Kleber” oder in einem Tweet vom letzten Monat “die letzte Degeneration” zu nennen, ist zum Beispiel so ein Framing, welches eine negative Assoziation mit der Gruppe hervorruft. Demnach kann von einer sehr einseitigen Berichterstattung gesprochen werden. Und das Bild, das daraus entsteht: Alle hassen die Klima-Kleber.

Kriminalisierung von Aktivist*innen

Ablehnung und Unmut wurden auf den Versuch zu kriminalisieren ausgedehnt. Zusätzlich gab es einen Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft München die „Letzte Generation“ telefonisch abzuhören. Die seit Oktober 2022 in Kraft gesetzte Maßnahme, beinhaltete auch ein Pressetelefon der Gruppierung. Das Gericht hat nun entschieden: Die Letzte Generation ist keine kriminelle Vereinigung. Auch die Abhöraktion wird nun von vereinzelten Politiker*innen als unangemessen bezeichnet und hat unter Journalist*innen ebenfalls Empörung ausgelöst. Die systematische Ablehnung und das öffentliche Diskreditieren der Aktivist*innen der letzten Generation ist jedoch überall. In diversen Medienauftritten werden die Klebeaktionen verhöhnt und Klimakanzler Olaf Scholz betitelte die Gruppe vor einer Schulklasse als „völlig bekloppt“. 

Die letzte Generation beschreibt den Auftritt von Scholz als verantwortungslos. Sie zitieren im Zusammenhang eine Aussage des früheren Leiters des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schnellhuber, der 2019 mit Blick auf die unzureichende Klimaschutzpolitik warnte, wir schöben unsere Kinder in einen globalen Schulbus, der mit 98 Prozent Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt. Drastische Aussichten auf die Zukunft scheinen auch drastische Maßnahmen zu verlangen.

Aktionen zu drastisch?

Die Gefährdung und Beschädigung von Kunst-und Kulturgegenständen sind zu Recht umstritten. Von den Grünen, die sich in den 1970ern aus Protest gegen die wachsende Umweltzerstörung gründeten, kommt in der Hinsicht auch wenig Unterstützung für die „Letzte Generation“. Es wird kritisiert, dass kein konstruktives Miteinander entsteht und sie Gefahr laufen, Unterstützung für das ganze Thema Klimaschutz zu verlieren. Renate Künast sagt gegenüber ZDF heute, dass damalige Proteste an Atomkraftwerken zum Beispiel, nicht die Allgemeinheit “belästigt” hätten. Das Problem: Die Klimakrise betrifft eben auch die Allgemeinheit, auch die täglichen Autofahrer*innen. 

Das Thema Klimakrise ist schon seit Jahrzehnten bekannt – ein konstruktives Miteinander, wie  die Politiker*innen es sich wünschen, wurde immer wieder versucht. Trotzdem ist in den letzten Jahren in Hinsicht auf Klimaziele nicht genug passiert. 

Die “Letzte Generation” bewegt sich möglicherweise auf dünnem Eis mit ihren Strategien, aber die Aktionen der “Letzten Generation” erscheinen oftmals angemessener als die Maßnahmen der Politik, die mit neuen Autobahnbauten und Vernachlässigung der Radwegplanung, nochmals zeigt, dass sie das Problem noch immer nicht verstanden hat.

Weiterführende Informationen

Bundeskriminalamt und Stellungnahme der Politik

Berliner Zeitung und Süddeutsche Zeitung

Weiteres zur Letzten Generation im Zusammenhang mit den Grünen, der Polizei und Sylt


Autorin:

Johanna