Königin der Berliner Straßen – Gästezimmer mit Susanne Schmidt

couchFM-Moderatorin Clara mit ihrer Gästin Susanne Schmidt
Foto: Erwin Hitzler

In diesem Gästezimmer geht es um die Welt des öffentlichen Nahverkehrs aus den Augen einer Berliner Busfahrerin. Im Gespräch mit couchFM-Moderatorin Clara ist Susanne Schmidt, die sich mit Mitte 50 entschied, Busfahrerin zu werden und dem wilden Berliner Verkehr die Stirn zu bieten.

GÄSTEZIMMER

 


 

Keine „Extrawurst“ für Frauen


Vor einigen Jahren merkte die Berliner BVG: Unsere Frauenquote ist miserabel. Und so startete sie eine Kampagne und warb gezielt um ältere Frauen, weil diese laut einer Studie die wenigsten Unfälle bauen und mit ihrer Lebenserfahrung besonders stressresistent sind. Susanne Schmidt kam diesem Ruf nach.
Trotz der Kampagne wird es ihr als weibliche Busfahrerin nicht leicht gemacht: Ausbilder, die den weiblichen Azubis vorwerfen, ihnen ihre Jobs wegnehmen zu wollen, sexistische Sprüche, Fahrlehrer, die für ihre weiblichen Schülerinnen nichts als Herablassung übrig haben – es herrschen raue Sitten im männlich dominierten Verkehrsbetrieb. Und auch für den einen oder anderen männlichen Fahrgast ist eine Frau am Steuer eines Busses ein Affront. (Zitat: “Ihr Emanzen macht wohl vor nichts Halt!”)
Die Arbeitsbedingungen sind hart bis unmenschlich. Doch wenn sich Susanne Schmidt darüber austauschen will oder freundlich um Kompromisse bemüht, hört sie von allen Seiten, so sei das nun mal, da hätten alle durch gemusst und sie habe keinen Anspruch auf „Extrawürste“.

Ein “Schlenki” ist wie eine Raupe Nimmersatt

Werbung fürs Buch im M200
Werbung fürs Buch im M200 | Foto: Clara Engelien

Dennoch hat sie ihren Beruf geliebt, als „Königin der Straße“. Ein Doppeldecker, ihr Lieblingsbus, fahre sich weich und wonnig, ein „Schlenki“ (Schlenkerbus) sehr lustig. Für meckernde, motzende Fahrgäste hat Susanne Schmidt viel Verständnis übrig, die Freude an schönen und besonderen Begegnungen mit Fahrgästen machen vieles wett. Zwar muss sie viel einstecken für Pannen, für die sie nichts kann, weiß sich aber im Zweifel auch zu wehren. Sie erlebt viele Abenteuer – langweilig wird der Beruf nie.
„Eine Busfahrerin muss ja einfach alles: sie muss die Fahrgäste rein und raus lassen, sie muss an- und abfahren, sie muss schlichten, sie muss schiedsrichten, sie muss den Bus aufräumen, mit dem Verkehr ringsherum in Kontakt treten und den Takt angeben, eine Busfahrerin muss die Atmosphäre im Bus steuern können bis zu einem bestimmten Maß.“ Wenn ein Baby nicht aufhört zu schreien und der ganze Bus immer gereizter wird, kann es also schon auch mal vorkommen, dass die Busfahrerin ihm über ihr Mikro ein Schlaflied vorsingt.

Von diesem und anderen magischen Momenten, von verpassten Haltestellen, von solidarischen und asozialen Autofahrern und blinden Passagieren hört ihr im Gespräch!

 


 

 

 

Autorin:

Clara