Themensendung Ukraine

Die Tage nach Kriegsbeginn

Wir halten inne im Strudel der Nachrichten und schauen auf die ersten zwei Tage des Krieges: Wie berichtet die Presse in der Welt und was fühlen die Menschen auf der Straße? Was sind Putins Motive? Und warum besteht Altkanzler Schröder auf seine Bande zur russischen Energiewirtschaft?


THEMENSENDUNG

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„Fuck Putin“

Foto von der Antikriegsdemo, 27. Februar 2022
Foto: Victoria Atanasov, Foto von der Antikriegsdemo, 27. Februar 2022

Am 24.02. versammeln sich sprachlose Menschen vor dem Brandenburger Tor. Sie kommen spontan, auch allein. Es sind einige tausend. Manche erwachen an diesem Tag in Panik um ihre Familien, andere verzweifelt über ihren Präsidenten. Viele teilen das Gefühl: Dies ist eine der dunkelsten Stunden seit dem Zweiten Weltkrieg.

Portraitfoto von Kristina     Profilfoto von Maira
von Kristina und Maira


 

Am Sonntag, den 27.02, treibt es angesichts des Krieges dann über 100 000 Menschen auf die Straße. Organisiert wird die Friedensdemonstration von 42 Gewerkschaften, Umweltverbänden und humanitären Hilfsorganisationen. Die Lautsprecher beschallen die gesamte Straße des 17. Juni, Luisa Neubauer tritt auf und wirbt- natürlich- für erneuerbare Energien. Parallel hat sich ein ukrainisch organisierter Protest am Neptunbrunnen versammelt. Während auf der größeren Demo an der Siegessäule Abrüstung verlangt wird, fordern die ukrainischen Organisator*innen Waffen und den Schutz ukrainischen Luftraums. Es ist Tag 4 der Invasion und SWIFT schon beschlossen; Deutschland hat Waffenlieferungen an die Ukraine beschlossen. Es herrscht Krieg in Europa – das ist grausame Realität geworden.

 

von Jan


„Sein Ziel ist klar: Die Zerstörung der Ukraine.“

Auch die internationale Presse erwacht am 24.02. – nach Wochen der Berichterstattung über Verhandlungen und Truppenstationierungen an der ukrainischen Grenze. Putins diplomatisches Schauspiel hat ein Ende. “Der Frontalkrieg ist zurück in Europa.“, titelt die französische Le Monde. Die USA und Deutschland verurteilen Putins Handeln scharf. Die japanische Zeitung Asahi Shimbun erinnert: “Einer der Vorwände für den Einmarsch [der Nationalsozialisten in Polen] war der Schutz der Deutschen in Polen”. Andere Länder tun sich schwer. Bolsonaro schweigt, denn sein Land hängt vom Import russischer Düngemittel ab. Die unabhängige freie russische Zeitung Nowaja Gaseta entlarvt die von Staatsmedien so genannte „Militäroperation zur Entmilitarisierung und Denazifizierung der Ukraine“ und spricht von Krieg.
Die internationale Presseschau vom 25.02.2022.

Victoria Atanasov
von Victoria


„So handelt man wohl als ein lupenreiner Sozialdemokrat“

Die Schröders und Putins verbindet eine lange Freundschaft. 2001 war die Familie des Altkanzlers auf Putins Datscha zum orthodoxen Weihnachtsfest geladen, in familiärer Atmosphäre. Wie es um diese Freundschaft heute steht, darüber lässt sich nur spekulieren. Wirtschaftlich will sich Schröder jedenfalls nicht von Russland verabschieden. Dafür verabschieden sich nach und nach seine Büromitarbeiter, der BVB und die deutsche Öffentlichkeit von ihm. Es ist zunehmend peinlich, ihn Altkanzler nennen zu müssen. Ein Kommentar.

Portraitbild vom couchFM Mitglied Paul Stephan
von Paul


“Selenskyj ist ein lupenreiner Demokrat”

Man weiß nicht, was unglaublicher ist: Der Angriff auf die Ukraine oder die Begründung, mit der Putin diesen Angriff führt: Die Ukraine befreien von einer faschistischen Regierung? Eine “Entnazifizierung”, obwohl Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj demokratisch gewählt und jüdischer Herkunft ist? Der Politikwissenschaftler Hajo Funke schreibt auf seiner Webseite aktiv über Russlands Angriff auf die Ukraine. Im Interview sagt er, dass Putin sich radikalisiert habe und  in seiner ganz eigenen Logik handelt. Die “westliche” Welt hat dies verkannt.

Victoria Atanasov
von Victoria


Das könnt Ihr jetzt tun:

Die Nachrichten aus der Ukraine können lähmend wirken. Verliert Euch nicht in Live Tickern und achtet auf die Quellen, von denen Ihr Eure Nachrichten bezieht. Dies ist auch ein Cyber-Krieg, und Fake News sind ein Mittel psychologischer Kriegsführung.
Was ihr tun könnt und was wirklich hilft, haben wir für Euch zusammengefasst:

GELD SPENDEN

Geld hilft konkret am allermeisten. Die Organisationen wissen am Besten, was sie gerade benötigen, und können die Spenden effektiv vor Ort einsetzen.
Es gibt etablierte deutsche und ukrainische Organisationen die humanitäre Hilfe, psychologische Unterstützung und Evakuierungshilfe leisten. Inzwischen haben sich auch Bündnisse gebildet, die das Geld gemeinsam einsetzen, wo es am meisten gebraucht wird.

LOKAL HELFEN

Sachspenden für in Berlin ankommende Geflüchtete könnt ihr bei der erfahrenen Organisation Moabit-Hilft abgeben, die sie dann sortiert und weiterleitet. Sie nimmt KEINE Kleidung an, braucht aber dringend Gutscheine für Drogerien und Supermärkte (damit Geflüchtete sich selbst das kaufen können, was sie benötigen), Babynahrung und Milchpulver. Die Liste wird ständig aktualisiert.
Auch für den Transport in die Ukraine werden Sachspenden benötigt. Dafür fahrt bitte nicht unkoordiniert an die Grenze, sondern gebt die Dinge an einer der Sammelstellen ab, wie zum Beispiel im PILECKI Institut am Pariser Platz 4, täglich von 10 bis 18 Uhr. Die Bedarfsliste wird ständig aktualisiert. Kleidung wird NICHT gebraucht, dafür dringend Medikamente und militärische Spezialausrüstung, sowie Handys und Powerbanks.

AUFNEHMEN

Ihr wollt Geflüchteten ein Zimmer/ eine Wohnung anbieten? Das bedeutet große Verantwortung, und sollte gut überlegt sein. Registrieren könnt Ihr Euch auf der Netzwerkseite ELINOR (jetzt unterkunft-ukraine).

DEMONSTRIEREN

Es gilt, sich weiterhin klar an die Seite der Ukrainer*innen zu stellen, und das auch zu zeigen.
Die Ukrainische Organisation @vitsche_berlin organisiert Proteste in Berlin.
Auf der Webseite Peace Protests werden weltweit stattfindende Proteste gegen den Krieg in der Ukraine geführt. Ihr könnt auch selbst einen anmelden.


Autorin des Artikels: 

Profilfoto von Maira

Maira


Moderation:

Lena Marie Reimers    Rundes Bild einer grauen Mauer als Platzhalter für Autorenprofilbild

Lena und Jan

 

CvD:

Rundes Bild einer grauen Mauer als Platzhalter für Autorenprofilbild

Lucia