Vom Selfie zum Journalisten

Anas Modamanis außergewöhnlicher Weg in die Medienwelt

Wie viral ging euer letztes Selfie? Anas flüchtete 2015 aus Syrien. Die Momentaufnahme von seiner Begegnung mit Merkel im selben Jahr ging um die ganze Welt. Und es war kein One-Post-Wonder, vielmehr wird es noch heute als Symbolbild für Deutschlands “Willkommenskultur” verwendet. Aber nicht nur das, es wurde auch für rechte Hetze missbraucht, wogegen er sich juristisch sehr medienwirksam wehrte. Für Anas bedeutete das Selfie zudem, seinen eigenen ungewöhnlichen Einstieg in die Medienwelt. Vom Interviewten zum Interviewer – Die Geschichte eines Mannes, der selbst berichten will und genau weiß, was eine bessere Medienwelt braucht.


GÄSTEZIMMER

Jetzt anhören:

 


Anas Modamani ist 25 Jahre alt, aufgewachsen in Daryya bei Damaskus. Als der Krieg kam, entschied sich seine Familie dafür, den damals 17-Jährigen bei der Flucht nach Europa zu unterstützen. Deutschland war nicht sein eigentliches Ziel, aber viel Auswahl hatte er auch nicht und so kam er 2015 nach Berlin. Schon immer hat Anas sein Leben dokumentiert, anhand von Fotos, anhand von Selfies. Als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel im September seine Geflüchteten-Unterkunft besucht, macht er genau das und wird dabei von Journalist:innen festgehalten.

Selfie von zwei Menschen
Das Selfie das alles veränderte: Anas mit Ex-Kanzlerin Merkel 2015 | Foto: Anas Modamani

Sein Selfie mit Merkel geht viral. Es steht für die “Willkommenskultur” aber auch als Symbolbild für die Ära Merkel. So beginnt für Anas eine neue Etappe, in der er Medienpräsenz hat, Interviews gibt, aber auch Anfeindungen ausgesetzt ist. Rechte Gruppen auf Facebook missbrauchen sein Selfie, um ihn als Terrorist zu diffamieren. 2017 folgt der Prozess gegen Facebook, weil der Megakonzern trotz Meldung die Fakebilder nicht löscht. Anas verliert.

Vor dem Mikro ist nicht genug

Anas kennt die schlimmen Seiten der Medienwelt, das, was passiert, wenn Fake-News überhand nehmen und die Wahrheit nicht gewinnt. Aber er hegt auch eine unglaubliche Leidenschaft für News, Fotos, Videos, Reportagen und die Suche nach der Wahrheit. Lange stand er vor der Kamera, gab Interviews und wurde zu Heimat und Krieg befragt. Der Krieg in der Ukraine sorgte jüngst für einen starken Anstieg bei seinen Interviewanfragen. Ihm fehlt aber Repräsentation mancher Personengruppen in der deutschen Medienwelt, Geschichten, die vor Ort erzählt werden und die Sensibilisierung für jene Themen, die sein Leben geprägt haben.

Person steht vor Regal mit einer Sammlung von Mikro-Windschutze
Anas liebt die Medienwelt und möchte Journalist werden. | Foto: Anas Modamani

Im couchFM Gästezimmer hat er von seinem Werdegang, prägenden Erfahrungen, seinen Reisen und seinen Träumen als Journalist erzählt. Und auch darüber, was er gerne an den Medien verändern möchte, wenn er sie von innen mitgestalten kann. Es geht um Vergangenes und um Visionen. Und allein Anas offene und ehrliche Art ist Grund genug, reinzuhören. Darüber hinaus begleitet uns ein bunter Musikmix (mit u. A. der libanesischen Legende Fairouz, Enrique Iglesias und KUMMER) durch seine Erzählungen. Anas will Fragen stellen und Antworten bekommen, nicht nur anders herum. Dazu ist er auf dem besten Weg.

Drei Personen im Tonstudio bzw. am Mischpult
Selfie im Studio: Eine Stunde erzählt Anas über seine Perspektiven.| Foto: Anas Modamani

 

Playlist

1. Hey, Andreas Bourani
2. Saalouny El Nas, Fairuz
3. Bailando – Spanish Version, Enrique Iglesias
4. Diese Welt braucht Liebe, Nico Suade
5. Der Letzte Song (Alles wird gut), KUMMER

Link zu Spotify

Weiterführende Informationen

Anas Instagram Kanal für mehr Einblicke in sein aktuelles Leben.
Anas juristischer Kampf gegen Facebook zusammengefasst als dokumentarischer Kurzfilm
Bei Mein Tagebuch beim rbb erzählt Anas kurz und humorvoll über sein Leben in Deutschland

 


Autorin:

couchie Alina

Alina Pröckl