Arbeitsbedingungen und politischer Aktivismus von Hebammen

Wie bleibt man trotz schlechter Arbeitsbedingungen politisch motiviert?

Der Hebammenberuf wird oft als Berufung beschrieben. Viele üben ihre Tätigkeit aus voller Überzeugung aus. Die Arbeitsbedingungen der Hebammen, besonders in der klinischen Geburtshilfe, stellen diese Überzeugungen jedoch auf eine harte Probe. Wie politischer Aktivismus bei Hebammen funktioniert und welche Hürden es dabei gibt, hat das Gespräch mit mehreren werdenden und praktizierenden Hebammen ergeben.


GESPRÄCHSTOFF

Jetzt anhören:

 


Oft betreuen Hebammen mehrere Frauen gleichzeitig und werden mit fachfremden Tätigkeiten zusätzlich belastet. In einer Studie zur Situation der klinischen Geburtshilfe der IGES im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums aus dem Jahr 2020 gaben knapp die Hälfte der befragten Hebammen an, das Gefühl zu haben, nicht genug Zeit für eine adäquate Betreuung der Gebärenden zu haben.
Das Ergebnis: Viele Hebammen reduzieren ihre Arbeitszeit. Die Teilzeitquote liegt bei rund 60 Prozent. Jede vierte Hebamme denkt darüber nach, den Beruf ganz zu verlassen. Die durchschnittliche Verweildauer im Beruf sind nur sieben Jahre.
Denise Klein-Allermann engagiert sich im Rahmen der Berliner Krankenhausbewegung für eine Verbesserung dieser Bedingungen. Gefordert wurde beim Pflegestreik 2021 vor allem mehr Personal, um eine 1:1-Betreuung von Hebammen für Frauen unter der Geburt und die Entlastung der Hebammen von fachfremden Tätigkeiten möglich zu machen.
Der berufspolitische Einsatz in Form von Streiks steht jedoch für viele Hebammen auch in Konflikt mit diesen Überzeugungen. Denise berichtet von den Bedenken, die Hebammen haben, wenn es um das Niederlegen der Arbeit geht und die Vorwürfe von Paaren an die streikenden Hebammen. Außerdem scheint es weiterhin schwer zu sein, die Hebammen zu mobilisieren.

Die Jungen Werdenden Hebammen, kurz JuWeHen, versuchen deshalb schon früh Netzwerke für Hebammen aufzubauen. So können sich die Hebammen in der Ausbildung gegenseitig unterstützen und so vielleicht auch später füreinander einstehen. Die Regionssprecher:innen von Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Karla Laitko und Nina Negi sprechen aber auch über die Vorteile, die ihr junges Engagement für die ältere Generation Hebammen mit sich bringen kann.

Weiterführende Informationen

Gutachten der IGES im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums zur stationären Hebammenversorgung in Deutschland.

Klicke hier für Informationen zur Verweildauer der Hebammen im Beruf.

Informationen zur Berliner Krankenhausbewegung.

Informationen zu den JuWeHen und Denise Klein-Allermann.


Autorin:

Lucia