Innere Leere, voller Stundenplan
Fehlzeiten, verpasste Abgaben und Prokrastination – nicht selten sah der Alltag von Hannah, Jil und Amelie so aus. Alle drei haben während ihres Studiums die Diagnose Depressionen bekommen und fühlten sich an der Uni damit allein gelassen. Dabei gibt es bereits einige Hilfsangebote explizit für Studierende. Wir haben mit Holger Walter von der psychologischen Beratung der Humboldt Universität gesprochen.
Unidschungel
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Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Krankheiten. Jede 5. bis 6. Person erkrankt im Laufe ihres Lebens einmal daran. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt die Zahl nochmal höher. Während mittlerweile immer mehr öffentlich über mentale Gesundheit aufgeklärt wird, fühlen sich viele Betroffene immer noch damit allein gelassen. Vor allem auf Social Media hört man oft Sätze wie “ich bin so depressiv heute” oder “das macht mich voll depressiv”, als würde die Störung nicht viel mehr sein als eine temporäre Stimmungsschwankung. Eine wirkliche Depression ist dagegen nicht besonders instagrammable und hat nachhaltige Auswirkungen auf den Alltag der Erkrankten.
Ein Teufelskreis
Auch ein Studium kann durch eine Depression stark erschwert werden. Mangelnde Konzentration und Antriebslosigkeit führen oft dazu, dass das Studium verlängert, im schlimmsten Fall ganz abgebrochen werden muss.
Dazu kommen soziale Probleme, wenn Betroffene sich nicht wohl damit fühlen, sich ihrem Umfeld anzuvertrauen oder befürchten, deswegen verurteilt zu werden. Insbesondere in leistungsstarken Studiengängen wie Jura oder Medizin herrscht häufig ein Tabu um psychische Probleme. Betroffene geben sich dann selbst die Schuld daran, dass sie nicht mit den anderen mithalten können. Dabei verschlimmern Isolation und Stress die Symptome nur noch weiter. Wer sich psychologische Hilfe sucht, scheitert wiederum an mangelnden Therapieplätzen und langen Wartezeiten.
Was macht die Uni?
Auch ohne eine bestehende Depression ist studieren nicht immer einfach. Wir haben uns wahrscheinlich alle schon anhören dürfen, dass das Studium die beste Zeit unseres Lebens wird und dass wir nie wieder so viel freie Zeit und Energie haben werden. Doch in der Realität sind dann eher Stress, Leistungsdruck, finanzielle Sorgen und Zukunftsängste angesagt.
Es ist deswegen wichtig, dass die Universitäten selbst ihren Studierenden psychologische Hilfe anbieten. Genau dafür gibt es psychologische Beratungsstellen an den großen Berliner Unis sowie am Studierendenwerk. Dieses Angebot ist kostenlos, leicht zugänglich und geht auch nicht über die Krankenkasse. Neben klassischen therapeutischen Erstgesprächen bietet die Psychologische Beratung auch zahlreiche Workshops an und kann mit einem Nachteilsausgleich helfen. Der Ausgleich kann Studierenden mit Depressionen zum Beispiel ermöglichen, häufiger zu fehlen oder Abgabefristen zu verlängern.
Obwohl die psychologische Beratung während der Covid Pandemie noch ausgebaut wurde, wissen viele Studierende gar nichts davon. Zu häufig herrschen noch Tabus im Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Störungen.
Hier kommt ihr zu Beispielen.
Hier findet ihr Zahlen und Fakten zum Thema: Häufigkeit von Depressionen und Depressionen im Studium.