Warum die Berlinale der Stadt Berlin so viel bedeutet

Es gibt nur wenige kulturelle Ereignisse die jedes Jahr Euphorie und Vorfreude bei den Berliner*innen auslösen. Die Berlinale ist eins davon. Als Weltklasse-Filmfestival hat sie nicht nur Achtung und Respekt bei der Filmindustrie gewonnen, sondern auch die Herzen der Berliner Bevölkerung erobert. Wir erklären euch, warum die Berlinale der Stadt Berlin so wichtig ist und was das Festival tut, um noch mehr Menschen zu erreichen.


Kulturkompass

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Ein Festival für die Filmbranche

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin, auch bekannt unter dem Kurznamen “Berlinale”, gelten weltweit als eines der wichtigsten Filmfestivals in Europa. Wie auch auf der Webseite der Stadt Berlin zu lesen ist, gilt die Berlinale als Filmfestival der Kategorie A* und zählt somit zu den glamourösesten und wichtigsten Veranstaltungen der Filmbranche. Sie reiht sich damit in die gute Gesellschaft von anderen High-Class-Festivals wie die Filmfestspiele in Cannes und Venedig ein.

Gleichzeitig ist die Berlinale mit rund 320.000 verkauften Tickets und etwa 20.000 Besuchern aus 132 Ländern eines der größten Publikumsfestivals der Welt. Man könnte also sagen, dass die Berlinale eine gute Kombination aus Glanz und Glamour bildet – wie man ihn an der Côte d’Azur findet. Gleichzeitig ist sie aber auch ein Independent Film Festival wie das Sundance in den USA oder das Toronto Filmfestival in Kanada. Viele Filmschaffende nutzen die Berlinale dementsprechend auch als Gelegenheit, ihre Filme erstmals einem größeren Publikum vorzustellen. Viele Filme feiern in Berlin entweder ihre Welt- oder Europapremiere: eine gute Chance für Filmproduzent*innen Werbung für den eigenen Streifen zu machen.

Am Potsdamer Platz hat die Berlinale ihr Zuhause; hier wird jedes Jahr das Festival eröffnet| Foto: Lovina Okonkwo ©2023

Ein Festival für alle? …Ja!

Umgekehrt ist das Festival aber auch eine gute Werbung für die Stadt Berlin selbst. Durch das Event wird jährlich alle Aufmerksamkeit, die sonst Hollywood zuteil wird, auf Berlin gerichtet. Annika Haupts, Programmkoordinatorin für die Berlinale und Mitarbeiterin in der Deutschen Kinemathek, spricht auch von einem “elektrisierenden Gefühl”. Man könne richtig spüren, dass sich die Stadt durch die Berlinale für einige Tage verändere. Gleichzeitig sei die Berlinale aber auch sehr nahbar, so Haupts. Es gefiele ihr besonders gut, dass jede*r bei der Berlinale dabei sein und mitmachen könne. “Die Berlinale”, sagt sie, “ist auch ein Festival der Begegnung”.

Tatsächlich sind die Kinosäle bei der Berlinale für alle geöffnet – vorausgesetzt man ergattert einen der begehrten Flugtickets. Man braucht also keinen Presseausweis oder VIP-Pass, um sich die Filme dort anzusehen. Und auch jenseits der Filmvorführungen bietet die Berlinale ein interessantes und interaktives Rahmenprogramm für Festivalbesucher*innen: Talks und Diskussionen, Lesungen und Q&A-Events ermöglichen es der breiten Gesellschaft, Teil des Erlebnisses zu sein und im vollen Umfang von der Berlinale zu profitieren. Dass diese sonst exklusiven Begleitveranstaltungen öffentlich und gleichermaßen für alle zugänglich sind, ist auch eine Form der Inklusion, meint Annika Haupts.

…ganz egal wo und wie

Um eben möglichst viele Menschen mit ihrem kulturellen Angebot zu erreichen, hat die Festivalorganisation eigens eine Programmsparte eingerichtet, die auch schon in vergangenen Jahren Screenings in Randbezirken oder sozialen Brennpunktbezirken durchführt: Mit “Berlinale Goes Kiez” erhalten selbst Gefängnisinsassen in Berliner Haftanstalten eine exklusive Filmvorführung und Bewohner*innen entlegener Bezirke können sich einzelne Filme in ihrem Programmkino um die Ecke anschauen.

Doch auch über das reine Programm hinaus verkörpert die Berlinale Inklusion und Vielfalt: nicht nur in der Auswahl der Filme und Spielstätten, sondern auch in der barrierefreien Begleitung der Vorführungen selbst. So werden beispielsweise fast alle Filme, ungeachtet dessen, ob sie auf deutsch oder fremdsprachig sind, untertitelt. Zudem wird Menschen, die dem Handlungsgeschehen in den einzelnen Szenen nicht so schnell folgen können, eine Audiodeskription bereitgestellt. Und auch für jüngere Kinobesucher*innen und Schulklassen hat die Berlinale passende Angebote entwickelt und bietet Nachgespräche zu Filmen an. So können Schüler*innen Fragen zur Handlung stellen, um das eben Gesehene nochmal in einem moderierten Gespräch mit Gleichaltrigen, aber auch mit Erwachsenen, einzuordnen.

Alles in allem existiert mit der Berlinale ein Filmfestival, was nicht nur von internationaler Bedeutung ist, sondern auch ganz lokal eine bedeutsame Wirkung bei den Besucher*innen erzeugt. Die Berlinale gibt der Stadt die Chance zum Austausch und zur Begegnung und erhält im Gegenzug von den Berliner*innen Lob und Anerkennung.

*A-Festivals sind internationale Filmfestivals, die im Wettbewerb ausschließlich Uraufführungen zeigen und bestimmte Standards erfüllen. Die “Kategorie A” erfüllt somit die Funktion eines Gütesiegels, wie der Blaue Engel oder das CE-Kennzeichen und wird vom Internationalen Filmproduzentenverband “FIAPF” vergeben. Es kann in jedem Land maximal ein A-Festival geben und die B-Festivals spielen häufig eben jene Filme nach, die bereits auf einem A-Festival Premiere hatten. B-Festivals begnügen sich oft auch damit, Erstaufführungen im jeweiligen Land als Voraussetzung zu verlangen. C-Festivals spielen auch Filme, die keine Erstaufführungen sind. (Quelle: movie-college.de)

Weiterführende Informationen

Hier einige Artikel und Meldungen zur Berlinale 2023 aus anderen Medien:
Berlinale verkaufte 2023 so viele Tickets wie vor Corona | rbb24
Fazit: Ein Festival zwischen Kunst und Glamour | rbb24
Filmfestival: Berlinale-Bilanz: 320.000 Tickets verkauft | ZEIT ONLINE
Berlinale – Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlin.de

Und hier die Inklusionsstrategie der Berlinale-Festivalorganisation:
| Berlinale | Programm | Inklusion

 


Autorin:

Lovina