Zu Besuch in einer Geflüchtetenunterkunft in Krakau

Ein ehemaliges Einkaufszentrum bietet Tausenden ein Dach über dem Kopf

Krakau (Polen) ist eine der ersten Städte, in denen Geflüchtete aus der Ukraine ankommen. Im Februar mussten Pol*innen schnell Unterkünfte für sie schaffen: bei sich Zuhause, aber auch in leerstehenden Gebäuden wie einem alten Einkaufszentrum. Eine Gruppe Studierender von der Europa-Universität Viadrina konnte sich anschauen, wie das funktioniert.


GESPRÄCHSTOFF

Jetzt anhören:

Der Audiobeitrag zum Artikel wurde  von Leonie und ihrer Kommilitonin Bianca produziert.


Ein Einkaufszentrum als erste Anlaufstelle

Unweit der ukrainischen Grenze im südlichen Polen liegt Krakau. Dort sind im letzten halben Jahr Hunderttausende Menschen angekommen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind. Viele von ihnen sind in Privathaushalten untergekommen. Ein erster und großer Anlaufpunkt ist aber auch die Galeria Plaza, in der 1500 Menschen unterkommen. Es ist ein ehemaliges Einkaufszentrum. Dort werden die Ankommenden registriert, bekommen täglich etwas zu essen, Kleidung, einen Schlafplatz und Unterstützung bei administrativen Fragen. Die Nähe zur 15-Minuten entfernten Innenstadt ist aber auch gewollt. Die Geflüchteten sollen sich nicht zu sehr an den Ort gewöhnen und die Stadt und ihre Strukturen kennenlernen, so Agniezka Pers, Mitarbeiterin des Sozialhilfezentrums.

In dem Einkaufszentrum wurden Läden zu Schlafsälen umfunktioniert, die Rolltreppen stehen still und auf dem Geländer hängt Wäsche. In einem größeren kantinenähnlichen Raum, wo ein paar Jugendliche an ihren Computern sitzen, gibt es Kaffee, Tee und Obst. Dort erzählt Natalja von ihrer Ankunft in Krakau.

Studierende auf dem Weg ins ehemalige Einkaufszentrum Galeria Plaza (Foto: Katharina Birjukov)

Studierende auf dem Weg ins ehemalige Einkaufszentrum Galeria Plaza (Foto: Katharina Birjukov)

“Ruhe, das ist das Wichtigste: Ruhe”.

Natalja ist eine von vielen Geflüchteten, die aktuell in der Galeria Plaza wohnen. Bei Kriegsbeginn dachte sie, es würde nur ein paar Tage dauern. Nachdem klar war, dass es nicht sicher war, in der Ukraine zu bleiben, schloss sie kurzerhand ihre Fahrschule, überließ das Auto einem Bekannten und verließ mit ihrer Mutter und ihrer Tochter das Land. Nach einer anstrengenden Fahrt in überfüllten Zügen, kamen sie endlich in Krakau an. Hier hätten sie, was sie zum Leben benötigten: Essen, ein Dach über dem Kopf und Ruhe. Das sei das Wichtigste, sagte sie: Ruhe.

Danke an Agniezka, Ewa, Natalja, Agata und Diana aus der Galeria Plaza für die Erklärungen. Danke an Melanie Swiontek Brzezinski und Bianca Scholtyssek für die Übersetzungen aus dem Polnischen.

Weiterführende Informationen

Hilfe für Geflüchtete in Krakau durch gemeinnützige Organisation MOPS (auf polnisch)

Spendenaufruf von MOPS für den Aufbau einer Unterkunft für geflüchtete Waisenkinder und eines weiteren Sozialhilfezentrums für alte und kranke Menschen

 


Autorin:

Autorinnenprofilbild von Leonie Koll

Leonie